Dienstag, 27. November 2012

Alltag

So, da bin ich wieder und diesmal gar nicht mal so spät ....

Aus der Schule gibt es im Moment nicht viel Neues, weil wir die Tests am Ende des Schuljahres (ja, das sambische Schuljahr hört mit dem Kalenderjahr auf) schreiben und das mit jedem Schüler einzel (die jüngeren können ja noch nicht schreiben und das sind schon die meisten).....

 Grüße von uns ...
Das war der Versuch, ein Gruppenbild zu machen ....
na ja, die Gesamtsituation gibt es auf jeden Fall gut wieder: chaotisch, aber fröhlich :)

Jetzt hat allerdings nach monatelangem Warten die Regenzeit doch endlich richtig angefangen. Die Regenzeit, die ja theoretisch schon im Oktober hätte anfangen sollen .... hätte ....
Na ja, jetzt regnet es also endlich und das kühlt die Temperaturen erst einmal so weit runter, dass man wieder lange Kleidung und zumindest Strickjacken anziehen kann.
Ich sage bewusst "kann", weil ich meistens die Einzige bin       (mich damit aber echt wohlfühle)  ... da sag doch mal einer, dass ich mich nicht eingelebt habe :D
Wenn es dann regnet, erscheint einem das schon manchmal monsunartig, aber es regnet nicht Tage oder Wochen am Stück, sondern meistens nur für ein paar Stunden.
Allerdings beginnt der Regen immer so plötzlich, dass man sich kaum darauf vorbereiten kann und hört genau so schnell wieder auf.
Deshalb lohnt es sich eigentlich auch nicht, Gummistiefel anzuziehen, die haben keine Chance. Dann doch lieber etwas,       das schnell wieder trocknet, denn auf den Regen folgt meistens in Minutenschnelle wieder strahlender Sonnenschein ....


 

 




 



Mit den ersten Regengüssen haben sich dann allerdings auch meine geliebten Wegbegleiter/ Transportmittel in die ewigen Jagdgründe verabschiedet.


Nach etwa 2 oder 3 Monaten Lebensdauer,
einer täglichen Belastung von mindestens einer Stunde
und ich weiß nicht wievielen Kilo
(auf jeden Fall mehr als beim Abflug, das Essen ist einfach gut)
sind sie dann vorgestern doch dahingeschieden ....
..... ich werde sie wirklich vermissen ....

So, das wars dann auch für heute, ich melde mich ....

Tukamonana nomba line ("wir sehen uns balb")

Teresa

Samstag, 17. November 2012

Shani

....und njeleleniko sana (= "bitte vielmals um Entschuldigung") ....
Die Ewigkeit, in der ich mich jetzt nicht gemeldet habe ist (hoffentlich) nur damit zu entschuldigen, dass es mir mehr als echt gut geht, dass ich immer mehr ankomme und mich langsam richtig zu Hause fühle (was nicht heißt, dass Deutschland/Kronberg das für mich nicht mehr ist) und ich ständig unterwegs und beschäftigt bin .....
.... dass die Ewigkeit gleich ein Monat sein musste, ist natürlich ungünstig. Ich arbeite dran !!!!

Was zwischenzeitlich so passiert ist:

In der Schule schlage ich mich mittlerweile immer besser;         Wir kriegen komplette Unterrichtsstunden bei beinahe Zimmerlautstärke hin (ist zwar leider noch nicht der Normalzustand, aber: Hey, es tut sich was!), die Kinder und ich haben mittlerweile eine gemeinsame Ebene gefunden, d.h. sie respektieren mich,      ohne dass ich das durch Gewaltdrohungen erzwingen muss, und ich kann auch ein bisschen "Kummerkasten" für alle größeren und kleineren Katastrophen, wie aufgeschürfte Knie, "Mamaweh" und streitende/ schlagende (wir benutzen das Wort "fighting" .... ist super, das deckt nämlich alles ab :) ) Mitschüler, sein. Das kommt mir echt entgegen, denn ansonsten hätte ich doch die sambische "Einschüchterungsmethode" lernen müssen, um überhaupt unterrichten zu können.


Die Methode heißt BEI UNS an der Schule nicht Schlagen, sondern ein strenger Ton gegenüber den Kindern, Androhung von Essensentzug oder Fingerknacken (was aber NIE wahrgemacht wird) ....
Die Jenigen von euch, die mich persönlich kennen, wissen, dass das nicht so ganz Meins ist. Ich bin dann doch eher die, die Kinder mit Luftballons oder Luftschlangen besticht (ich küre jeden Tag den "Besten Schüler des Tages" um die Ruhe zu waren und erinnere die Schüler immer wieder daran, was ganz gut klappt. Glücklicherweise bin ich aber nur für ein Term (3 Monate) in diesem Projekt,     sonst könnte die Beschaffung von Bestechungsmaterial irgendwann schwierig werden ....) und "nur" ernste Gespräche mit den Kindern führt,die (überraschender Weise) sogar anschlagen.....



... und sie lieben Fotos :)
Aber obwohl ich die Kinder echt sehr gerne mag und sie ja eigentlich der Hauptbestandteil der Schule sind, möchte ich heute mal über meine Lehrerkolleginnen schreiben.
Im Gegensatz zu den Kindern, die meistens aus der oberen Mittelschicht/Oberschicht kommen (ärmere Kinder werden selten in die "Pre-School"/Nursery-School geschickt, weil sich die Eltern das Schulgeld nicht leisten können), kommen meine zivilen Kolleginnen aus dem finanziell eher schlechter gestellten Teil der Gesellschaft.
Anders als die Lehrer, die im Compound unterrichten, verdienen sie zwar etwas/mehr, trotzdem wohnen sie alle in compoundähnlichen Vierteln der Stadt und verdienen gemessen an Aufwand, Anforderung und Schulgeld der Kinder -sagen wir mal- nachdenkenswerte Löhne.
Was ich damit meine ist: Eine Lehrerin sitzt mit 30 Kindern in einem Raum und versucht sie zu unterrichten. Die Kinder sind aber nicht ruhig und aufmerksam, sondern haben alles Andere im Kopf außer Schule. Außerdem, muss sie noch 30 Hefte vorbereiten (vorschreiben/-malen), weil der Kopierer momentan ziemlich unzuverlässig funktioniert, .... und das für 2-3 Fächer am Tag ....


3 Seiten aus meinem
Vorbereitungsheft


 
Das Schulgeld, dass die Familien zahlen, beträgt 400000-600000 Kwacha pro Kind (ca. 80€) + Schuluniform, je nachdem, ob das Kind halb- oder ganztags bei uns ist, und das Einkommen der Lehrer beträgt 190000-427500 Kwacha (meine Kolleginnen haben mir erlaubt, die genauen Zahlen zu nennen).
Selbst für sambische Verhältnisse, in denen man am Tag nicht annähernd so viel Geld braucht, wie in Europa, ist das nicht grade Geld im Überfluss....

Nun ja, warum schreibe ich das jetzt alles?
Weil ich mit dem Ende dieses Terms (Anfang Dezember) das Projekt wechseln werde und nach Luanshya (kleiner Tipp: Google-Maps,     dein Freund und Helfer .... ohne jetzt Schleichwerbung machen zu wollen .... ;)  ) gehen werde, genauer gesagt nach Dagama. Wer sich nicht mehr erinnern kann, worum es in diesem Projekt geht, kann auf der Seite "Projekte" nachschauen, oder warten, bis ich dort arbeite ....

Das heißt ich verlasse Ndola (Stadt), meine jetztige Gastfamilie, mein bisheriges Projekt, den Chor, in dem ich jetzt seit fast einem Monat mitsinge, und die meisten meiner Freunde, die ich bis jetzt in Sambia habe.
... und das ist ein schwerer Schritt. Es tut schon jetzt weh,     mir vorzustellen, dass ich nicht mehr mit meiner FAMILIE zusammenwohne (denn so ist es; ich habe nicht mehr nur eine deutsche Familie, ich habe jetzt zwei. Völlig unterschiedlich, aber trotzdem meine, mein zu Hause.
Ich werde ihnen NIE (auch wenn man niemals nie sagen soll,       aber diesmal passt's) vergessen, was sie für mich, eine völlig Fremde getan haben. Das ist bei Weitem keine Selbstverständlichkeit und ich bin ihnen unendlich dankbar.
Und auch wenn ich weiß, dass die Chancen besser als nicht schlecht stehen meine Freunde einigermaßen regelmäßig wiederzusehen,     weint ein Auge doch, denn Freunde sind Freunde und die möchte ich dann doch am liebsten so oft wie möglich um mich herum haben.
Ich habe (im Chor) jede Menge gelernt, vom Gelassen-an-eine-Sache-herangehen über Singen (!) (ich liebe die Chorproben) bis zur Freundschaftlichkeit von Anfang an. Ich Fühle mich wirklich wohl bei euch, aufgehoben. Und wenn ich "euch" sage meine ich: Sambier, Deutsche, Österreicher, Italiener, Lithauer (ist das das richtige Wort?), Iren ...
Und last but not least Ndola. Sie ist so etwas wie meine zweite Heimatstadt geworden, bekanntes Terrain, in Luanshya muss ich mir erst alles neu erarbeiten....

und da haben wir's dann auch schon. Merkt ihr was?
Ich fange an, Herausforderungen zu suchen. Etwas, das ich in Deutschland zwar auch machmal gemacht habe, aber ich war dann doch eher der "Sicherheitsmensch", und das löst sich langsam. Ich bin (meistens) zufriedener, entspannter und zuversichtlicher.
Wenn man sich die Situation jetzt anschaut, fällt auf, dass sie der vor Sambia ziemlich ähnelt: Warum sollte man aus einer vertrauten Umgebung weggehen und sich in irgendwas hineinstürtzen, was total nach hinten losgehen könnte? Wenn das Herz doch findet, dass bis jetzt alles ganz schön ist und so bleiben könnte? .... bis auf dieses kleine unruhige Eckchen ganz hinten, das fragt: Und das solls jetzt gewesen sein? Hier bleiben wir stehen?
Und dieses Eckchen ist der Grund, warum ich gehe, denn ich hätte durchaus die Wahl zu bleiben.
Ich habe nur ein Jahr und ich merke jetzt schon, dass die Zeit rennt (ich habe es bis jetzt übrigens wirklich noch nicht einmal geschafft, joggen zu gehen. So viel zur Theorie "Höhentraining" ;)  ).
Ich mache mich also auf den Weg ins Ungewisse, mit dem Vertrauen, dass Jemand auf mich aufpasst, dass Alles gut wird und ich das Richtige tue (fast wie vor der Abreise, stimmt's? :)  ).

So weit der Roman bis dahin,
es gibt noch so viel zu erzählen, aber ich staffel das jetzt mal,
ich gebe mir diesmal echt alle Mühe früher von mir hören zu lassen ....

Bis bald
Shalenipo
Teresa

P.S.: Ich würde mich WIRKLICH, EHRLICH freuen, wenn ihr mir ein paar Kommentare schreiben würdet ....