... heißt so viel wie: "Tschüs Sambia, ich hoffe, dass wir uns bald wieder sehen!"
Die Koffer sind gepackt, die letzten Verabschiedungen noch und dann geht es ab in den Himmel.
Diese Woche haben unsere Nachfolger übernommen und uns ist mehr denn je klar, dass das Jahr jetzt wirklich um ist, das Herz wird von Stunde zu Stunde schwerer von Liebe, schönen Erinnerungen, Erfahrungen, Wünschen und so vielem mehr.
Unser Dienst ist jetzt zu Ende, aber der von Johannes und Jan fängt gerade erst an.
Wir geben hier unser bestes vor Ort, die Partnerschaft zu stärken, Kulturen einander kennenlernen zu lassen, aber das können wir nicht alleine.
Es braucht eine große Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt, indem sie sich entsenden lässt oder eben jene Entsendeten unterstützt, was in so unterschiedlicher Weise möglich und immer unentbehrlich ist ...
So weit so gut, die letzten sambischen Stunden rufen und ab morgen bin ich ja dann auch schon wioeder in der Heimat.
Ein letztes Mal:
Shalenipo
Teresa
- die Möglichkeit Einblicke in meinen Internationalen FreiwilligenDienst 2012/13 zu bekommen ... Ich versuche in meinem Blog daher nicht, allgemein gültige Wahrheiten widerzugeben, sondern Zambia so zu beschreiben wie es MIR begegnet ist...
Donnerstag, 25. Juli 2013
Sonntag, 21. Juli 2013
Gedanken am Ende eines Jahres
Ein Ausschnitt aus meinem Tagebuch, der meine aktuelle
Situation ganz gut beschreibt:
16.Juli 2013
Jetzt sind es nicht einmal mehr 2 Wochen bis unser Flugzeug
uns zurück in die Heimat bringt und nur noch 2 Tage (!) bis unsere Nachfolger
auf der Matte stehen.
Deshalb sitze ich heute Morgen in Luanshya am Busbahnhof im
Bus nach Ndola und warte, dass er voll wird [denn erst dann fährt er los]. [Ich
habe nach Abschluss des letzten Projekts noch einmal eine Abschiedswoche in Da
Gama in Luanshya verbracht] Letztes Meeting mit allen Verantwortlichen vor der
Übergabe [an die Neuen].
Vor einiger Zeit hätte ich mich noch tierisch darüber
aufgeregt, dass […] alles so lange dauert. Aber das sind jetzt meine letzten
Tage, mir ist bewusst geworden, dass ich jetzt vieles zum letzten Mal für lange
Zeit mache. DASS ich zurückkomme, steht für mich momentan außer Frage, aber das
WANN wird wohl noch für einige Zeit in der Luft hängen bleiben.
Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber
bei aller Vorfreude und den Geschenken und Andenken, die ich gesammelt habe
[selbst gekaufte und geschenkte], fühle ich mich irgendwie wie in Deutschland
vor einem Jahr. Man weiß, dass es bald zu Ende ist und sieht deshalb
entspannter auf die Dinge, romantisiert und saugt nur das Positive […] auf. Resultat: Ich fühle mich sooo wohl
in dieser bekannten, gewohnten Welt, dass ich mir schlichtweg NICHT VORSTELLEN
kann zu gehen, [noch] gar nicht gehen will [Mein Herz ist so schwer, dass es
sich nicht von hier rühren will]. Komisches Gefühl, wo es ja eigentlich in die
geliebte Heimat geht, die mir jetzt aus der Ferne jedoch fast genau so neu und
unbekannt vorkommt, wie Sambia vor einem Jahr.
Ich habe für einige Zeit die Welten gewechselt und doch nur
eine andere Ecke besucht.
Und genau so ist es:
Sambia und Deutschland sind so verschieden, teilweise sogar extreme Gegensätze,
aber für mich sind sie jetzt (wer weiß schon, wie ich das in ein paar Tagen/ Wochen/
Monaten in Deutschland sehe) beide „zu Hause“. Weit auseinander, aber beide
Teil von mir. Sambia hat mich verändert, meinen [Fokus] geöffnet, jetzt geht es
nur noch darum, [den richtigen Lebens-] Weg mit BEIDEN Teilen ZUSAMMEN zu
finden. Wird kompliziert, macht mich ein bisschen besorgt (ich fühle mich so
unzugehörig, so staatenlos), aber [dass dieses Jahr jede Menge
Herausforderungen bieten würde, war mir auch schon vorher klar].
Bye bye St. Martin’s – Thanx for having me!
Im letzten Eintrag habe ich noch darüber erzählt, wie sehr mich die Arbeit im Orphanage fordert und erfüllt, und jetzt liegt das dritte und letzte Projekt auch schon hinter mir.
Hier noch ein paar bleibende Eindrücke:
Mein Arbeitsplatz
"Let'sh go Panshe!"
- die Bemba-Englisch-Mischung ohne Schneidezähne für
"Lass uns raus gehen!"
Fotoshooting - eine echte Herausforderung
... und weil immer EINER die Augen zu hat, machen jetzt mal ALLE die Augen zu, damit es geordneter aussieht ...
... aber dass jeder in eine andere Richtung schaut bleibt ... :)
Meine Zeit in „St.Martin’s Childrens home“ war wunderschön,
aber auch von Traurigkeit geprägt. Die Art und Weise wie die Schwestern mit den
Kindern mehr oder weniger in einem Haus leben (sie schlafen und essen
getrennt), wie die älteren Mädchen auf die jüngeren „Geschwister“ aufpassen und
wie alle zusammen als eine Art „große Familie“ fungieren hat mich tief
beeindruckt und gerührt. Auf die Frage, was sie antworten würde, wenn sie
jemand nach der Anzahl ihrer Geschwister fragen würde, sagte eine der Älteren: “Ich
sage, dass ich 30 Geschwister habe. Dann schauen mich immer alle ganz
überrascht an und fragen wie das denn geht. Ja, und dann wollen sie mich
meistens besuchen kommen …“
Es ist nicht einfach
mit 30 aufgeweckten Kerlchen Tag und Nacht ein Leben zu teilen, ich war ja am
Ende meines Arbeitstages schon oft völlig ausgelaugt.
Die traurige Seite wird vor allem dadurch repräsentiert,
dass in meinen 2 Monaten 2 Kinder verstorben sind. Beide nicht einmal 2 Jahre
alt. Wie sehr es einen mitnehmen kann, wenn kleine wie große Menschen von uns
gehen, ist bei mir insofern durchgesickert, als dass ich erst Mal krank
geworden bin. Beide Male kam der Tod hinterrücks und ohne erkennbaren Grund.
„Plötzlicher Kindstod“ sagt die Akte, aber ich glaube in Wirklichkeit ist das
nur der Medizinerausdruck für „Mist, was ist denn hier los“.
Mein zweiter trauriger Eindruck war der explizite Kontakt
mit Kindererziehung. Da ich in den vorherigen Projekten ja nur im Bereich
„Ausbildung im weitesten Sinne“ gearbeitet habe, bin ich bis dahin nie direkt
mit der sambischen Erziehungsweise, die auch körperliche Züchtigung beinhaltet,
in Berührung gekommen. Besonders dieses Thema ist für Europäer oft schwer zu
handhaben, so auch für mich. Da es für uns ein absolutes Tabu ist, ein Kind zu
schlagen, fällt es sehr schwer zu akzeptieren, dass das in anderen Kulturen
nicht so ist. Es ist so schwer, weil wir intuitiv wahrnehmen, dass etwas
Unrechtes passiert und wir das ändern wollen. Und das ist auch schon der Haken:
Wir kommen in eine Kultur, die seit Jahrhunderten besteht und in der es eben
dazu gehört, sein Kind so zu erziehen. Und das ändert sich auch nicht, weil da
irgendsoein dahergelaufener Volontär meint, er wüsste es besser. Das ist
verdammt schwer zu akzeptieren.
Aber es ist auch nicht die gesamte Bevölkerung, die an
dieser traditionellen Sichtweise festhält. Die Stimmen derer, die sich dagegen
auflehnen, werden laufend stärker, vehementer und vor allem mehr.
Besonders die beiden letzten Erfahrungen haben mich ob ihrer
Neuartigkeit noch einmal sehr verändert, meine bisherige Integration noch Mal
auf die Probe gestellt. Denn genau in diesen Momenten wird deutlich, dass man
immer Kind seines Systems bleibt, dass man bis zu einem gewissen Grad
eintauchen kann, dass es aber auch Grenzen gibt. Wir Volontäre balancieren das
ganze Jahr über auf der Schwelle zwischen Integration und Assimilation und in
manchen Situationen droht man abzurutschen und dann muss man eben seinen
Standpunkt neu formulieren oder nachjustieren. Das ist selten einfach, aber
immer notwendig. Und als genau das, sehe ich diese Erfahrungen. Als Prüfpunkte.
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