Richtig, seit gut zwei Wochen arbeite ich jetzt in der „Saint
Martha Nursery School“ (= „Sankt Martha Vorschule“). Die erste Woche war ich
eher als Kuriosität zum Bestaunen und als Beobachter dabei, um mir die
Unterrichtsmethoden anzueignen, aber seit dieser Woche bin ich offiziell „Teacher
Thelesa“ (das ist in Bemba der Name, der meinem am ähnlichsten ist und den sich
die Kinder merken können) und unterrichte Mathematik und manchmal auch
Englisch. Und wenn wie momentan eine Kollegin krank ist halt auch noch alles Andere :)
Meine Schüler sind aus der Middle-/Babyclass bzw. Receptionclass und alle
zwischen 2 und 5 Jahre alt. Da das noch ziemlich
jung ist, um „richtigen“ (=den aus Deutschland [mit deutlich älteren Schülern]
bekannten) Unterricht zu haben und deshalb ist das Ziel des Konzepts „Nursery
School“ auch nicht den Kindern so früh wie möglich so viel Wissen wie möglich
zu injizieren, sondern sie mit Lernstrukturen und Verhalten im Unterricht und
in der Gemeinschaft mit Anderen in Berührung zu bringen und ihnen damit
möglichst zu helfen sich im Grade 1 schnell einzufinden und mitarbeiten zu
können ….
Meine Rabauken |
Außerdem sind unsere Unterrichtsmethoden völlig anders als
das, was ich aus meiner Grundschule kannte. Erst Mal singen wir viel. Die
Devise ist, dass jeder Inhalt, den du in ein Lied verpackst, bei den Kindern
besser hängen bleibt und vor allem besser abrufbar ist. Wir singen das ABC, die
Zahlen von 1 bis 10 in sämtlichen Variationen, die Farben, die geometrischen
Formen, Gebete, Gedichte,.... Man kann schon sagen, dass so ziemlich 50% einer Stunde aus
Singen bestehen, der Rest ist zu 10% Erklärung des Themas und zu 40% Ausmalen.
JA, Ausmalen!
Gestern hatten wir das Thema „ Nummer 4“ und heute das Thema
„grüne Kreise“. Das klingt auf den ersten Blick bestimmt ein bisschen
lächerlich, aber das ist es überhaupt nicht!Mein Feld |
Ok, die inhaltliche Vorbereitung ist jetzt nicht unbedingt der Wahnsinn, aber die praktische Umsetzung geht manchmal schon an die Substanz. Ich habe 29 Schüler, die mir alle maximal bis zur Hüfte gehen, aber Lärm für 3 machen. Und dann ist es vielleicht verständlich, dass man nach einer Stunde Singen/ Schreien, Streitschlichten ( sie boxen/beißen/kratzen/kurz zanken sich nämlich die ganze Zeit und da kann ein Kind noch so lieb und brav aussehen oder weinend auf seinem Platz sitzen, im nächsten Moment kommt garantiert der nächste heulend auf dich zu und beschwert sich genau über das andere… ), Fußball spielen (jeder gegen jeden oder eben alle mit allen, ganz wie man‘s nimmt, quer über ein Feld, das bestimmt 50mx20m hat, und die Sonne mit mörderischer Hitze im Nacken),usw. schon ziemlich müde ist.
Wenn ich also morgens zwischen 8 und 10 Uhr meine Stunde(n)
gehalten habe (wechselt mit dem Stundenplan), gibt es von 10Uhr bis 10Uhr30
eine Frühstückspause, in der die Kinder ihr mitgebrachtes Essen
essen/vergleichen/ klauen und ich mit einer Schwester aus dem "Bethanien Sisters"
Konvent, der die Schule leitet, eine Tasse Tee mit Keksen bekomme. Dann geht es
noch mal mit Unterricht bis 12Uhr weiter, wenn manche Schüler abgeholt werden
und die anderen (inklusive Lehrerinnen [wir sind 5 Lehrerinnen, 2 zivile Sambierinnen,
2 Schwestern und ich]) zu Mittag essen. Anschließend gehen alle nach draußen um
bis 14Uhr zu spielen, bis Schlafenszeit für die Kinder und Stechuhrdrücken für
mich angesagt sind. Dann verlasse ich mit einer Kollegin meine im Sitzen
schlafenden, mit dem Kopf auf dem Tisch liegenden kleinen Rabauken, um sie am
nächsten Morgen wieder zu sehen und ich freue mich trotz aller Müdigkeit jeden Morgen wieder seeeehr auf sie.
In der Zeit, in der ich in der Schule nicht selbst
unterrichte, zeichne ich mit einer Schwester Zahlen-, Buchstaben- und Aktionenübersichten (ich, die ich
Kunst in der Oberstufe abgewählt habe, weil ich davon überzeugt war, es nicht
zu können, ich zeichne jetzt. Und es macht mir Spaß, und ich schlage mich sogar
ziemlich gut …), benote meine Schützlinge („Nice“, „Good“, „Well done“, „Very
well done“, „Checked“) und bereite meinen Unterricht vor. Ich muss nämlich
sowohl einen Wochenplan und einen Lessonplan
für jede Stunde schreiben und dann zusätzlich noch in alle 29 (!!!) Mathehefte vorschreiben und vorzeichnen, was die
Kinder dann im Unterricht ausmahlen und bearbeiten sollen. Da merkt man erst,
was es ausmacht keinen Kopierer zu haben: keine Unterrichtsmaterialien, die man einfach ausdruckt oder
kopiert!So, das ist ja dann doch wieder relativ viel auf einen Schlag geworden. Sollte ich irgendwas vergessen haben oder generell wenn irgendwelche Fragen auftauchen: Ich freue mich über JEDE Rückmeldung, JEDEN Kommentar, JEDE Frage, kurz: über so ziemlich Alles J
Bis demnächst dann wieder,
Shalenipo
Teresa/Thelesa
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